Deutsche Cembali

Querspinett Silbermann, Historisches Museum Basel

Querspinett, Johann Heinrich Silbermann
Strassburg um 1770; Basel, Musikmuseum

Die Querspinette wurden im 18. Jahrhundert die beliebteste Kleinform der Kielklaviere.
Die deutschen Querspinette dieser Zeit bestechen sowohl durch den vergleichsweise überzeugenden Klang als auch durch ihre elegante Gestaltung.

 

Échantillon musical:
Ausschnitt aus Wilhelm Friedemann Bach: Fuge f-moll
gespielt von Christine Schornsheim
Instrument:
Querspinett, Johann Heinrich Silbermann
Strassburg um 1770; Basel, Musikmuseum


Der Cembalobau in den deutschsprachigen Ländern hatte eine lange Tradition, die bis in die Zeit vor und um 1500 zurückzuverfolgen ist. Jedoch bildete sich eine „deutsche Cembalobauschule“ erst relativ spät heraus. Die frühesten Instrumente sind in der Regel entweder italienischen oder flämischen Vorbildern verpflichtet, lediglich die verwendeten Holzarten „stimmen“ nicht immer, da beispielsweise das von den italienischen Meistern mit Vorliebe verbaute Zypressenholz nördlich der Alpen nicht zu bekommen war und durch einheimische Hölzer ersetzt werden musste.

Eine eigenständige Richtung des Cembalobaus in den deutschsprachigen Regionen bildete sich zögerlich im Verlauf des 17. und 18. Jahrhunderts in mehreren Gebieten heraus, so etwa in Hamburg, in Sachsen oder in Österreich. Ein allgemeines Charakteristikum ist dabei die offenkundige Inspiration durch die Errungenschaften des Orgelbaus, denn viele Hersteller von Cembali waren zumindest nebenher oder sogar in der Hauptsache Orgelbauer. Dies zeigte sich in den Bemühungen, die Zahl und Stimmung der Register zu erweitern: es kommen von einzelnen Herstellern auch Cembali mit 16’- oder 2’-Registern vor. Auch das bislang einzige authentische Cembalo mit drei Manuelen ist deutscher Herkunft (von Hieronymus Haas in Hamburg). Diese Annäherung an die Orgel und deren spieltechnische Möglichkeiten beeinträchtigte jedoch durch die Erhöhung von Saitenzahl und –spannung den Klang der Instrumente selbst zu deren Nachteil. Die Instrumente beeindruckten zwar durch die Vielzahl der Register, doch da diese nur in bestimmten Kombinationen zu verwenden waren, waren die tatsächlichen Gebrauchsmöglichkeiten nicht viel größer als etwa bei französischen Instrumenten.
Die historische Bedeutung der deutschen Cembali ist in dem bedeutenden musikalischen Repertoire begründet, das für sie entstand. Vom frühen 17. Jahrhundert an entwickelte sich unter dem Einfluss sowohl niederländischer (Sweelinck) als auch italienischer (Frescobaldi) Klaviermusik eine Tradition der Komposition für Tasteninstrument, die bis zu Bach und darüber hinaus (durch seine Söhne vermittelt an die Komponisten der Wiener Klassik) die Maßstäbe repräsentierte, denen die musikalischen Eigenschaften eines Tasteninstruments bis heute entsprechen müssen.

 
 
 

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