Die Marienkirche zu Montblanc aus dem 14. Jahrhundert beherbergt eine der ältesten und in großen Teilen erhaltenen Orgeln Kataloniens. Wie in dieser Region typisch sind nur wenige Register geteilt. Stattdessen wurde als zweites Werk ein Rückpositiv gebaut. Das Hauptwerk zählt 16 Register, das Rückpositiv 8 und das Pedal 5 Register.
Die Geschichte des Instruments beginnt im Jahr 1607. In diesem Jahr ist erstmals vom Bau einer Orgel die Rede. Weitere Erwähnungen finden sich 1636 und 1646, als Reparaturen durchgeführt werden mussten; ein Organist wird erstmals 1642 genannt. Der Aufstand der Segadors (Schnitter) gegen König Philipp IV. von 1640-1652 brachte im Jahr 1651 erhebliche Verwüstungen, in deren Folge bis 1685 in Santa Maria kein Gottesdienst mehr stattfand.
1703 beschloss der Stadtrat eine Erneuerung von Kirche und Orgel zur Verschönerung der Gottesdienste. Aus dem Text des erhaltenen Dokuments geht hervor, dass die Orgel tatsächlich 1607 gebaut worden war. Dagegen wird nicht klar, wann die Maßnahmen zur Erneuerung begannen. Auf dem Gehäuse findet sich die Jahreszahl 1752, innen ein Bleistifteintrag „Josep Vicens, 1755“. Daraus lässt sich auf einen größeren Eingriff schließen. Dennoch scheint das Gehäuse aus stilistischen Gründen nicht in dieser Zeit hergestellt worden zu sein. Mit großer Sicherheit sind die horizontalen Zungenregister erst in dieser Zeit der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts hinzugekommen. Auf der Abbildung ist gut zu erkennen, dass sie optisch nicht in Erscheinung treten und von Anfang an nicht Bestandteil der architektonischen Konzeption gewesen sein können.
1889 war „Juan Florenzano, organero italiano“ am Instrument tätig. Dabei wurde die kurze Oktave „korrigiert“, d. h. die fehlenden Töne ergänzt, und der Diskant von a2 bis c3 erweitert. 1905 erfolgte eine weitere Reparatur.
Seit 1956 bemühte sich der Pfarrer Josep Farré i Fortuny um eine Restaurierung, aber erst 1977 konnten die Arbeiten durch Gabriel Blancafort und Georges Lhôte durchgeführt und abgeschlossen werden. Parallel dazu übernahm Francesc Bonastre die musikhistorische Erforschung. Zwar erfolgte eine Wiederherstellung der kurzen Oktave, doch den Umfang beließ man bei vier Oktaven.
Eine Besonderheit ist am Rückpositiv festzustellen: Um Platz zu sparen, sind alle großen Pfeifen in gedackter Bauweise angefertigt. Bei der Flauta dolce sind die Pfeifen ab dem Diskant-Bereich dann offen und aus Metall.
Francisco Correa de Arauxo, Tiento LIV, Medio registro de dos tiples
Gespielt von Josep Mas i Bonet
II+P/29
Hauptwerk C, D, E, F, G, A bis c 3
Bass-Seite | Nr. | Diskant-Seite |
En batalla | ||
Baixons i Clarins 4’ | 1 | |
Clarins de Quinzena 4’ | 2 | Clarins Claros 8’ |
Facana | ||
Flautat de Cara 8’ | 3 | Durchgehend |
A l’interior | ||
Octava 4’ | 4 | Durchgehend |
Quinzena 2’ | 5 | Durchgehend |
6 | Corneta de cinc fileres 8’ | |
Ple de 3 fileres 2/3’ | 7 | Durchgehend |
8 | Trompeta Magna 16’ | |
Trompeta Reial 8’ | 9 | Durchgehend |
Flautat de 28 16’ | 10 | Durchgehend |
Ple de 4 fileres | 11 | Durchgehend |
Ple de 5 fileres | 12 | Durchgehend |
Nasard 17ª 1 3/5’ | 13 | Nasard 17ª 1 3/5’ |
Nasard 15ª 2’ | 14 | Nasard 15ª 2’ |
Nasard 12ª 2 2/3’ | 15 | Nasard 12ª 2 2/3’ |
Flauta brillant 8’ | 16 | Durchgehend |
Cadireta
17 | Octava 4’ |
18 | Tolosana 2 2/3’ |
19 | Flauta travessera 8’ (nur Diskant) |
20 | Nasard 17a 1 3/5’ |
21 | Quinzena lara 2’ |
22 | Ple de 3 fileres 2/3’ |
23 | Nasard 15ª |
24 | Flauta dolca 8’ |
Pedal 12 Töne C-H
25 | Contres obertes 16’ |
26 | Contres obertes 8’ |
27 | Bombarda 8’ |
28 | Clarí 4’ |
29 | Clarí 2’ |
Örtliche Regularien für den Orgelgebrauch in die Liturgie:
Um 1703 wurde in einem Vertrag mit dem Organisten festgelegt, an welchen Tagen die Orgel gespielt werden sollte.
1728 wurde ein neuer Vertrag geschlossen, der die Verpflichtungen hinsichtlich der Mitwirkung der Menestrils regelte.
Q: Francesc Bonastre, L’orgue de Santa Maria de Montblanc i els seus organistes en els segles XVII i XVIII, Montblanc 1977.
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