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Querspinette sind eine Bauform des Cembalos, die sich gerade in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts einer bemerkenswerten Beliebtheit erfreut hat. Namhafte deutsche Klavierbauer wie Johann Heinrich Silbermann und einige darauf spezialisierte Werkstätten in England wie die von Joseph Mahoon und die der Familie Hitchcock (John Vater, John Sohn und Thomas) stellten solche Instrumente in großer Zahl her.
Diese heute ungewöhnliche Form bietet eine Reihe von besonderen Eigenschaften. So wird ein Kleincembalo in gleichsam verzerrter Flügelform erzeugt, das durchaus ein vergleichbares Klangpotential bietet. Ein damals wichtiger weiterer Gesichtspunkt ist die besondere praktische Eignung für Kammermusik. Durch die abgeschrägte Sitzposition stand ein Musizierpartner seitlich zugewandt und in klanglich besonders günstiger Position, um miteinander musizieren zu können.
Die in unserer Werkstatt entstandenen Querspinette basieren auf dem Instrument des Germanischen Nationalmuseums Nürnberg, MINe 90.
Ein bürgerlich-patrizischer Wohnraum des späten 18. Jahrhunderts ist auf
diesem Familienbildnis des Malers Joseph Johann Kauffmann von 1775 aus
Basel abgebildet. Besonders bemerkenswert ist hier die Situation am
rechten Bildrand: Musik ist eine Aktivität der heranwachsenden Kinder.
Die Tochter spielt Klavier (hier ein typisches Querspinett der Zeit),
der Sohn stimmt seine Violine.
Die Szene ist eine Metapher für das „Zusammenstimmen“ mit zukünftigen Ehepartnern, die Musikausübung eine der gesellschaftlich gestatteten Gelegenheiten, bei der sich zukünftige Ehepartner „besserer Stände“ kennenlernen konnten, und auf die die Kinder durch Unterricht vorbereitet werden sollten.
Die typische Kammermusikgattung für diese Epoche und dieses kulturelle Umfeld ist die der Klaviersonate mit Begleitung eines Melodieinstruments, meistens einer Violine oder Querflöte.
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