Clavichorde - Einleitung

Foto aus der CD-ROM "Mechanik der Poesie I" 
Foto aus der CD-ROM "Mechanik der Poesie I"

Das Clavichord war über Jahrhunderte ein beliebtes Instrument, dennoch bekam man es kaum je zu hören, wenn man es nicht selbst spielte. Die hervorragendste Tugend des Clavichords war die geringe Lautstärke – es galt als das ideale Instrument zum Üben.

Die Grundkonstruktion des Clavichords war in mehreren Schritten aus dem traditionellen Instrument der Musiktheoretiker, dem Monochord, hervorgegangen. Man hatte über einen Resonanzboden mehrere Saiten – anstelle einer einzigen – gespannt, und die traditionelle verschiebbare Leiste zum Abteilen der Saite wurde in einen Mechanismus übertragen. Für jeden der gewünschten Anspielpunkte wurde nunmehr ein Tastenhebel vorgesehen, der an seinem Ende eine Tangente, einen einfachen Metallstreifen trug. Bei Tastendruck schlug diese Tangente von unten an die Saite an und versetzte sie zwischen dem Anschlagpunkt und dem Steg in Schwingung. Der (in der Regel links vom Anschlagspunkt liegende) Abschnitt der jeweiligen Saite, der nicht schwingen sollte, wurde mit einem durch alle Saiten geflochtenen Tuchstreifen abgedämpft.

Da die Tangente fest im Tastenhebel verankert war, hatte der Spieler ein unmittelbares Gefühl für den Anschlag; die Fingerspitze war über Hebel und Tangente mit dem Saitenanschlagspunkt gleichsam direkt miteinander verbunden. Das ermöglichte eine sensible Anschlagskontrolle wie bei keinem anderen Tasteninstrument. Es erlaubte sogar noch – etwa über eine wiegende Fingerbewegung – noch eine Veränderung des Tones nach dem Anschlagen der Saite (die sog. „Bebung“).

Ein weiterer Vorzug des Clavichords war, dass nicht für jeden Ton zwingend eine zugehörige Saite vorhanden sein musste. Man konnte mehrere Tastenhebel an die gleiche Saite schlagen lassen, vorausgesetzt, man benötigte diese Töne nicht gleichzeitig (wie etwa nebeneinanderliegende schwarze und weiße Tasten). Man nannte diese Bauweise „gebundenes Clavichord“, da mehrere Töne so „zusammengebunden“ waren.

Ab dem frühen 18. Jahrhundert ging man mehr und mehr dazu über, für jede Taste eigene Saiten vorzusehen, um den zunehmenden musikalischen Anforderungen gerecht zu werden. Diese Instrumente nannte man dementsprechend „bundfrei“. Dies erforderte allerdings deutlich mehr Saiten und damit mehr Aufwand beim Stimmen des Instruments (es musste nunmehr jeder Ton gestimmt werden), die Instrumente waren größer und schwerer und klangen nicht mehr so frei, da der angewachsene Saitenzug das Instrument etwas dämpfte.

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