Die Kathedrale der südportugiesischen Stadt Faro (Algarve) stammt aus dem 13./14. Jhdt. Wahrscheinlich hatten schon die Westgoten an jener Stelle zu Ehren der Santa Maria eine Kirche errichtet, später stand dort eine maurische Moschee. Nach der Vertreibung der Mauren und der Zerstörung der Moschee wurde anschließend die Sé (Kathedrale) errichtet. Im Lauf der Geschichte wurde sie zweimal nahezu vollständig zerstört und im Jahre 1755 durch das große Erdbeben schwer beschädigt. Aufgrund der Küstenlage mit einem großen Hafen bestanden schon immer internationale Beziehungen. Dem ist es wohl auch zu verdanken, dass in der Kathedrale in Faro 1716 eine Orgel norddeutscher Herkunft gebaut wurde.
1964 machte Gustav Fock darauf aufmerksam, dass Arp Schnitger 1701 zwei Orgeln nach Portugal geliefert hat, die jeweils 12 Register und zwei Manuale besaßen. Obwohl es unwahrscheinlich ist, dass eine dieser beiden Orgeln für Faro bestimmt war, werden daraus die Verbindungen der Schnitger-Werkstatt nach Portugal deutlich. Als sicher ist dagegen anzunehmen, dass die Orgel in Faro durch Schnitgers Gesellen Johann Heinrich Hullenkamp aufgestellt wurde. Ein Vertrag von 1715 bzw. 1716 nennt einen Joâo Henriques Hulemcampo. Dieser war bereits 1711 im Franziskanerkloster in Lissabon tätig gewesen und baute dort 1722 auch im Karmel-Kloster. Lange Zeit hatte man vermutet, dass diese Instrumente beim Erdbeben vom 1. Dezember 1755 zerstört wurden (Siehe jedoch hier).
Die Orgel in Faro wurde 1767 durch den italienischen Orgelbauer Caetano Oldovini umgestaltet. Er fügte die horizontalen Trompeten und weitere Register ein und musste daher auch das Gehäuse erweitern.
Während der Restaurierung der Orgel in Mariana (Brasilien; siehe dort), wo sich ebenfalls eine Orgel aus der Schnitger-Schule befindet, wurden mehrere Vergleiche mit dem Instrument in Faro angestellt. Daraus ergaben sich folgende Schlüsse:
• Beide Orgeln stammen vom gleichen Erbauer (Johann Heinrich Hullenkamp/Hulencampo).
• Die Orgel in Mariana ist nicht verändert.
• Die Orgel in Mariana hatte ursprünglich etwa die gleiche Größe wie Faro.
Olovini bewahrte in Faro durchaus die Gegebenheiten des Instruments von Hulemcampo in heute noch erkennbarer Weise, obwohl er eine neue Hauptwerkslade baute, Register veränderte und neue hinzufügte.
Mariana | Faro | ||
Hauptwerk | Hauptwerk | ||
1974 | 1752 | Am Instrument abzulesen | |
Contrabaixo 24 (O) | |||
Flautado 12 tap (S) | Flautado 24 (O) | ||
Flautado 8' | Flautado 12 ab(S) | Flautado 12 (H) | |
Voz humana (O) | |||
Flautibo | Faluta em oitava (S) | Bordao (H) | |
Voz angelica 4' | Oitava real (S) | Oitavo real (H) | |
Realejo em quinta | Dozena (S) | Quinta real (H) | |
Quinzena (S) | Quintadecima (H) | ||
Forte em quinta | Cheio a 3 (15,19,22) (S) | Cheio 4 filas (O) | |
Forte | Cheio a 2(12,15) (S) | Cheio 2 filas Bass (H) | |
Corneta 5 filas Diskant (O) | |||
Tarrecas (?) | Trombeta real (S) | Trombeta real (H) | |
Voz
humana belica Bass (S) | Trombeta
de marcha Bass (O) | ||
Voz
humana belica Diskant (S) | Clarim Diskant (O) | ||
Positiv | Brustwerk | ||
Cromorne 8' | Flautado 12 tap (S) | Flautado 12 (H) | |
Voz celeste 4' | Flautado 6 tap (S) | Flautado 6 (H) | |
Flautino | Flautim Diskant (S) | Flautilha Diskant (H) | |
? | Quinzena (S) | Decimaquinte (H) | |
Forte em quinta | Dezanovena (S) | Decimanona (H) | |
Forte nos agudos | Vintdozena (S) | Vigesima segunda (H) | |
Cheio em 3a e
5a | Cheio a 2 (12,17) (S) | Cornetilha 2/3 (H,O) | |
Dulcisona | Cheio a 2 (12,17) (S) | Cheio 2/3 (O) |
O: Oldovini, H: Hulemcampo, S: Schnitger
Q: L.A. Esteves Pereira, Two more Arp Schnitgers in Portugal? In: Organ Yearbook 1983.
Interview mit Bernhardt Edskes in: Brochure Stichting Groningen Orgelland - 350 jaar Arp Schnitger.
© Greifenberger Institut für Musikinstrumentenkunde | info@gimk.org