Ignatius Menzel, 1724-1729
Erhaltungszustand: in das Gehäuse wurde 1905 eine Orgel von W. Sauer eingebaut, die nach 1945 nach Warschau (Katedra Polowa Najświętszej Marii Panny Królowej Polski) übertragen wurde, allerdings ohne das Rückpositiv (in Form eines Doppeladlers des Hauses Habsburg).
Das Brustwerk hatte eine transponierbare Klaviatur, um im Chor- wie auch im Kammerton musizieren zu können, hinzu kamen einige kammertönige Register im Pedal.
Das Instrument repräsentiert auch äußerlich die Blütephase des schlesischen Orgelbaus im Barock und zitiert sichtbar die politische Kraft hinter dieser Blüte, die damalige Zugehörigkeit Schlesiens zur böhmischen Krone und damit zur Habsburgermonarchie – das Rückpositiv in Form des Doppeladlers macht die Bedeutung des Hauses Habsburg für die Gegenreformation und die Förderung der schlesischen Klöster unübersehbar. So wirkt auch in Schlesien die Barockisierungswelle, die die süddeutschen und altösterreichischen ebenso wie die böhmischen Klöster und Kirchen erfasst und den neuen Kunststil als sichtbaren Ausdruck eines neuerstarkenden und sichtbar hellerstrahlenden Katholizismus verbreitet.
Doch auch die klangliche und technische Seite des Landeshuter Orgelwerks verkörpert die schlesische Orgelkultur in beispielhafter Weise. Menzel sah – wie in Schlesien durchaus üblich , aber anderswo eher selten – vor, das Instrument sowohl im Chorton als auch im Kammerton (mit einer Differenz von einem Ganzton) verwendbar zu machen; die Kammertonstimmung wurde dabei vor allem für das Zusammenspiel mit Orchester benötigt und betraf somit nicht das ganze Orgelwerk, sondern lediglich einen vorwiegend zu Begleitzwecken dienenden Teil der Orgel. Menzel sah hier gleich beide möglichen technischen Lösungen vor, im Pedal den Bau spezieller tiefergestimmter Kammertonregister, während das Brustwerk eine um die Differenz zwischen den beiden Stimmtönen verschiebbare Klaviatur bekam.
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