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Altenbruch, St. Nicolai

Musikbeispiel:
Georg Boehm (1661-1733) : Partita "Auf meinen lieben Gott"
Gespielt von Ingo Duwensee

 

Erhaltungszustand: Wie nur ganz wenige Instrumente vermag die Orgel in Altenbruch eine ganz eigene, über mehrere Jahrhunderte zurückreichende Geschichte zu erzählen. Zwar erhielt sie ihre heutige Gestalt 1730 durch Johann Hinrich Klapmeyer, doch wurden dabei noch Pfeifen und sogar ganze Register von den Vorgängern aus den Jahren 1498, 1565, 1647 und 1698 übernommen.

Bereits am Ende des 15. Jahrhunderts hatte Johann Coci an der Nordseite der Altenbrucher Kirche eine Orgel aufgestellt. Dieses Instrument ist im Lauf der folgenden Jahrhunderte immer wieder erweitert und verändert worden, so 1565, vermutlich durch Matthias Mahn, und 1649, als Hans Christoph Fritzsche ein neues Hauptwerk baute und dem Rückpositiv neue Zungenstimmen einfügte.1699 erfolgte ein weiterer Eingriff in die Substanz durch Mathias Dropa aus Lüneburg, wobei wenige Register hinzugefügt, vor allem aber die Windladen überarbeitet und erneuert wurden.
Nach dem Umbau der Kirche 1728 erhielt Johann Hinrich Klapmeyer aus Glückstadt den Auftrag, die Orgel auf der Westempore wieder aufzustellen. Dabei formte Klapmeyer den Aufbau nach dem bekannten Schema des Hamburger Prospekts neu und fügte neben dem Rückpositiv zwei Pedaltürme an. Interessanterweise ergab sich durch die Gestaltung der Disposition mit den zahlreichen alten Registern die Konstellation mit je einem Principal 8’ im Hauptwerk, im Rückpositiv und im Pedal, so dass die Schauseiten dieser Werke grundsätzlich von der Pfeifen-Länge dieser Stimmen geprägt sind; dadurch wirken die Pedaltürme gleichsam geschrumpft, das Rückpositiv aber fast riesig. Weiterhin positionierte Klapmeyer unter dem Hauptwerk Fritzsches ein neues Brustwerk mit sechs Registern.

In den Jahren 2002-2004 führte die Werkstatt Jürgen und Hendrik Ahrend eine Restaurierung durch, wobei Veränderungen seit 1730 revidiert wurden.

Disposition (III/P; 35)

Hauptwerk (C, D, E, F, G, A bis c3 = 45 Töne)
Principahl 8’ (F)
Quintadohn 16’ (F, Reste von 1498)
Gedackt 8’ (F)
Octav 4’ (F)
Waldflöt 2’ (F)
Mixtur 5 fach (F)
Cimbel 3 fach (F)
Trommeth 8’ (K)
Vox humana 8’ (K)

Rückpositiv (C, D, E, F, G, A bis c3 = 45 Töne)
Principahl 8’ (16. Jh.)
Gedackt 8’ (F, Reste von 1498)
Quintadöhn 8’ (F)
Octav 4’ (16. Jh. / D)
Gedackt 4’ (F)
Nasat 3’ (16. Jh.)
Super Octav 2’ (D)
Blockflöt 2’ (16. Jh.)
Sexquialtera 2 fach (F)
Scharff 4 fach (F)
Dulcian 16’ (F)
Kromphorn 8’ (F / D)

Brustwerk (C, D, E, F, G, A bis c3 = 45 Töne)
Gedacktes 8’ (K)
Gedackt 4’ (K)
Super Octav 2 (K)
Quint 1 ½’ (angebl. Schnitger)
Scharff 3 fach (K)
Knop Regal 8’ (K)

Pedal (C, D, E, F, G, A bis d1 = 23 Töne)
Untersatz 16’ (16. Jh., einzelne Pfeifen von 1498)
Principahl 8’ (K)
Gedackt 8’ (D)
Octav 4’ (D)
Mixtur 4 fach (D)
Posaun 16’ (F / D)
Trommete 8’ (F / D)
Cornet 2’ (19. Jh.)

Tremulant RP und auf das ganze Werk
Zwei Cimbelsterne
Vier Sperrventile
Schiebekoppel BW/HW
Tonhöhe: a = 478 Hz
Temperierung nach Werckmeister III
Winddruck 76, 5 mm WS


F = Fritzsche 1649
D = Dropa 1699
K = Klapmeyer 1730

 

Film: Orgel in Altenbruch

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