Hans Vogl, 1668/69
Erhaltungszustand: Tastatur, Spiel- und Registertraktur und 4 (mit Ausnahme einzelner Pfeifen) der 5 Register original.
Erbaut für die Corpus-Christi-Bruderschaftskapelle in St. Oswald in Traunstein. 1695 in die Salinenkapelle St. Rupert & Maximilian, 1770 in die Friedhofskirche St. Georg & Katharina, 1838 in die Kirche zu Ettendorf versetzt; Register Flöte ausgetauscht 1872, Unterkasten samt Magazinbalg 1873; restauriert 2003-05 durch Alois Linder.
Das Ettendorfer Orgelwerk ist ein seltenes Beispiel einer vergleichsweise kleinen Kirchenorgel des 17. Jahrhunderts in Bayern. Derartige Instrumente sind typisch etwa für die „Erstausstattung“ einer neuerbauten Kirche jener Zeit, sofern darin – weil es sich etwa um eine Filialkirche oder eine Wallfahrtskirche handelte – nur in größeren Zeitabständen Messe gelesen wurde, aber man dennoch auf die Verwendung einer Orgel nicht verzichten wollte. Solche Instrumente mit wenigen, dafür kräftigen und charaktervollen Registern und einem trotz eventueller Lücken im Klangaufbau wirkungsvollen Plenum sollten bei geringem Aufwand in Bau und Wartung lange Zeit zuverlässig ihren Dienst tun und in Gebrauch und Wirkung den Ansprüchen an eine vollwertige Orgel genügen können.
Das Schicksal solcher Instrumente hing jedoch häufig nicht nur von ihrer eigenen Qualität ab, sondern auch von der Entwicklung, die ihre Heimatkirche nahm. In Kirchen, deren Bedeutung im Laufe der Jahrhunderte durch diverse äußere Faktoren zunahm, wurden häufig zu einem späteren Zeitpunkt größere Instrumente mit moderneren Klangeigenschaften errichtet und die Instrumente der ersten Generation verschwanden, wurden abgebrochen oder eventuell weiterverkauft. Waren aber die Wechselfälle der Geschichte ungünstig, so konnte es passieren, dass ein Instrument irgendwann unbrauchbar wurde, sich vielleicht noch dazu in einer Kirche befand, die kaum benutzt wurde, und über Generationen niemand eine Notwendigkeit sah, das Instrument mit großem finanziellen Aufwand reparieren oder gar modernisieren zu lassen. Solche Instrumente, die im Laufe ihrer Geschichte gleichsam in einen langen „Dornröschenschlaf" verfielen, überlebten auf diese Weise bis in die heutige Zeit und stellen so einen besonderen Schatz dar.
Disposition
I
C-c3 (kurze Oktave)
Copel: 8’
Flöte: 4’ (2003)
Principal: 2’ (Prospekt)
Octav: 1’ (rep. bei c2)
Zimbl: ½’ (rep. bei c1 und c2)
Q:
Christoph Großpietsch und Manfred Müller (Hrsg.), Die Hans-Vogl-Orgel
zu Ettendorf (1669). Festschrift zur Restaurierung, o.O. (Traunstein)
2005.
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