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Füssen, ehem. Benediktinerabtei St. Magnus, Chororgel

Füssen, ehem. Benediktinerabtei St. Magnus, Chororgel
Füssen, ehem. Benediktinerabtei St. Magnus, Chororgel

Andreas Jäger, um 1750

Erhaltungszustand: Gehäuse, Windlade und Teile des Pfeifenwerks original; Rekonstruktion 1996


Die Chororgel der Klosterkirche St. Mang ist ein Meisterwerk der Platzausnutzung. Die original erhaltene Windlade ist so konstruiert, dass die Manualregister darauf stehend Platz finden, während der Pedal-Subbaß horizontal gelagert ist und den rückwärtigen Teil des Gehäuses einnimmt. Die größten Pfeifen sind zudem gekröpft und ragen an der Rückwand des Gehäuses empor, lassen aber einen Freiraum für die durch die rechte Seitenwand des Gehäuses geführten Gurtzüge, mit denen die im Kreuzganggewölbe unter der Orgel untergebrachten Bälge aufgezogen werden.

Die Bestimmung der Orgel als Begleitinstrument zum Choral, aber auch zu mehrstimmiger Kirchenmusik mit Orchester lässt sich bis in Einzelheiten der Gehäusegestaltung erkennen. Die Gehäusedeckel lassen sich aufklappen und bilden langgestreckte Notenpulte, die mit weiteren kleineren Pulten zur Linken und Rechten des Organisten ergänzt werden. Originale Klapphaken und Vertiefungen an der linken Gehäusewand dienten vermutlich als Halterungen für Instrumentenzubehör, etwa für Stimmbögen von Blechblasinstrumenten und für Oboen- oder Fagottrohre. Es lässt sich geradezu die Aufstellung des Kirchenorchesters von St. Mang um 1750 rekonstruieren: an der Stirnseite die Generalbassinstrumente (etwa Violoncello/Fagott, Kontrabaß) zu beiden Seiten des Organisten, auf der linken Seite etwa Oboen und Hörner oder Trompeten, dazu vielleicht noch ein oder zwei Bratschisten, auf der rechten Seite wohl vermutlich die Violinen (nahe bei den höheren Pfeifen), am Ende dieser Reihe schließlich der Kalkant, der die Bälge aufzog; möglicherweise wurde sogar einberechnet, wie viel Platz auf ihrer jeweils rechten Seite die Streicher benötigten, um ihre Bögen führen zu können. Der Platz um die Orgel war dabei für ein Orchester mit etwa zehn bis zwölf Spielern gedacht und mehr Musiker besaß die Abtei zu dieser Zeit wohl auch nicht.

 

Musikbeispiel:
Gottlieb Muffat: Toccata secunda in g
(aus 72 Versetl sammt 12 Toccaten)
Gespielt von Wolfgang Baumgratz

Disposition:

I+P
Prinzipal 8’ (Holz)
Copl 8’
Gamba 8’
Flaut 4’
Superoctav 2’
Quint 1 1/3
Mixtur

Subbaß 16’
Pedalkoppel

 

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