Krone Krone Krone

(Innsbruck-)Wilten, Stiftskirche, Kleine Orgel

(Innsbruck-)Wilten, Stiftskirche, Kleine Orgel

Daniel Herz ca.1673-75; Pedalzusatz vor 1689.

Erhaltungszustand: Mit Ausnahme weniger Pfeifen, einzelner Trakturteile und der Balganlage original erhalten. 1968 restauriert durch Hans Pirchner, 2002/3 durch Jürgen Ahrend.

Das Instrument ist eine Transmissionsorgel aus dem 17. Jahrhundert; als reine Ripieno-Orgel, die ausschließlich mit Prinzipalpfeifen (abgesehen von dem vor 1689 angebauten Pedalsubbaß) besetzt ist, verrät sie zudem ihre Beeinflussung durch das italienische Orgelklangideal, das allerdings mit einer völlig unterschiedlichen technischen Konstruktion realisiert wurde.

Die Grundidee der Transmission besteht in einer Einsparung von Registern, die mittels einer besonderen Windladenkonstruktion erreicht werden soll. Jede Taste öffnet dem Spielwind den Weg zu drei Pfeifen, die im Abstand von einer bzw. zwei Oktaven stehen. Am Beispiel des Registers Principal bedeutet dies, dass bei geschalteten Transmissionen etwa durch die Taste c1 sowohl die Pfeife c1 als auch die Pfeifen c2 und c3 desselben Registers erklingen. Auf diese Weise zieht man aus jeder Pfeifenreihe drei Register aus. Um den Preis eines Ausbaus dieser Pfeifenreihen zwei Oktaven über den Klaviaturumfang hinaus gewinnt man hier aus drei Pfeifenreihen scheinbar neun Register, und erreicht eine bemerkbare Ersparnis an Platz und Materialaufwand.. Diese scheinbar faszinierende technische Konstruktion birgt jedoch einen nicht unerheblichen musikalischen Nachteil: Sollte (bei gezogenem 8’+4’) im musikalischen Satz etwa ein Akkordanschlag c1-e1-g1-c2 gefordert sein, erklingt der höchste Ton nicht mehr eigenständig, denn die dafür erforderliche Pfeife dient schon als Oberoktave des tiefsten Akkordtons – es entstehen je nach Satzfaktur deutlich vernehmbare Tonlöcher, die die Wirkung einer Komposition spürbar beeinträchtigen können. Daher galt der Bau von Transmissionen im 16. bis 18. Jahrhundert eher als Notbehelf – etwa bei beengten Platzverhältnissen und für einzelne Pedalregister. Die Wiltener Orgel ist dagegen in der Anwendung von Transmissionen als Grundprinzip des gesamten Instruments in dieser Epoche einzigartig.

Im ausgehenden 19. und frühen 20. Jahrhundert waren Transmissionen dagegen ein häufig verwendetes Hilfsmittel.

Musikbeispiel:

Johann Kaspar Kerll (1627-1693): Capriccio sopra il Cuco
Gespielt von Kurt Estermann

Disposition

I+P

Manual: C/E-c3 ; Pedal C/E-gis0 (ohne g0 )

M:

Drei Pfeifenreihen von C (kurze Oktave) an, die je zwei Transmissionen ermöglichen:



Oktavtransmission

Doppeloktavtransmission

Principal

8’

4’

2’

Quinte

22/3

11/3

2/3

Oktave

1’

½’

¼’





P:




Subbaß

16’



© Greifenberger Institut für Musikinstrumentenkunde | info@gimk.org