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Neresheim, Abteikirche

Neresheim, Abteikirche

Johann Nepomuk Holzhay 1793-1797

Erhaltungszustand: Nach mehreren Eingriffen im 19. Jahrhundert Pfeifenwerk teilweise erhalten.

Die Neresheimer Orgel ist das größte Orgelwerks Holzhays. In der Art und Weise, wie Holzhay die Fenster der Westfassade umbaute, führt er die vielfach geteilte Gehäuseanlage nach dem Vorbild Gablers in Weingarten fort. Doch der äußere Vergleich der beiden Instrumente zeigt deutlich den Wandel in der Gestaltung zwischen dem Hochbarock und dem Klassizismus. Das reinweiße Gehäuse mit den charakteristischen, sparsam applizierten Zopfgirlanden, antikisierenden Vasen (über den Brückenpositivfeldern) zeigt nur noch in den recht unauffälligen Gesimsen der Sockelzone und als Abschlüsse unter der Bekrönung Anklänge an die älteren barocken Stilelemente und die Zugehörigkeit zum ausgehenden 18. Jahrhundert.

Holzhay verzichtet auf ein Rückpositiv in der Emporenbrüstung. Doch auch ohne dieses ist die Trakturführung vom – ebenfalls nach Weingartener Vorbild – zentral und freistehend aufgestellten Spieltisch mit den ungewöhnlich großen Klaviaturumfängen zu den einzelnen Teilwerken relativ kompliziert und ähnelt der Anlage, die Holzhays Lehrer Riepp bei den Positiven der Ottobeurer ‚Chororgeln konstruierte. Die Orgel ist entlang der Mittelachse in eine C- und Cis-Seite aufgeteilt, die Traktur verläuft entsprechend in zwei Schächten aufgeteilt vom Spieltisch nach rechts und links. Das Hauptwerk und das Echowerk ist in den inneren, das Pedal in den äußeren Türmen untergebracht, das Oberwerk im Positiv direkt oberhalb des Spieltisches; die weiteren Brückenpositive sind nur gestalterische Ergänzung.

Die Klangdisposition Holzhays vereinigt einige sehr traditionell-süddeutsche Elemente (etwa das „Hörnle“) mit letzten Neuerungen der Zeit (wie das Zungenregister „Douce Clarinet“) und persönlichen Eigenheiten wie das wahrscheinlich stark veränderte Register „Sonnet“, das auch in anderen Orgel Holzhays nicht mehr original erhalten ist. Trotz der prominenten Besetzung der 8’-Lage besitzt Holzhays Orgel noch ein reich ausgebautes Plenum, ergänzt um die aus dem französischen Orgelbau eingeflossenen Soloregister und reich besetzte Zungen.

Musikbeispiel:

Wilhelm Friedemann Bach: Choralvorspiel, Was mein Gott will
Gespielt von Wolfgang Baumgratz

Disposition:

III+P

Manualumfang C-f 3 , Pedal C-f 1

 

HW:

Bordon      32’ (ab g0 )

Prinzipal    16’ (tlw. im Prospekt)

Oktav         8’

Piffarre        8’

Violoncell       8’

Copel         8’

Quintadena     8’

Oktav      4’

Flöt     4’

Quint      3’

Octav     2’

Cornet     8’ 5f. (ab g0 )

Cimbal     3’ 5f.

Mixtur     2’ 7f.

Trompet   8’

Cromorne    8’

Claron   4’

 

OW:

Prinzipal     8’ (tlw. Prospekt)

Gamba       8’

Salicet         8’

Unda maris       8’ (ab g0 ; Schwebung)

Bordon          8’

Flauta travers   8’ (ab g0  ; C-fis0 aus Bordon)

Feldflöt    4’

Sonnet  4’+1 3/5 ’ (ab g0 ; C-fis0 aus Feldflöt)

Holflöt     4’

Waldflöt    4’

Flagiolet    2’

Nazard      3’ 5f.

Sesquialter     3’ 3f.

Douce Clarinet     8’

Hoboe     8’

 

Echo:

Nachthorn    8’

Dulciana    8’ (ab g 0 ; C-fis0 aus Nachthorn)

Fugari    4’ (B/D geteilt)

Spitzflöt    4’

Syflöt    2’

Cornet    4’ 4f. (ab g0 )

Hörnle    3’ 3f.

Vox humana    8’ (B/D geteilt)

(Tremulant zum Diskant)

 

P:

Prestant     16’ (tlw. Prospekt)

Bordon       16’

Flauten      8’ (tlw. Prospekt)

Violonbass     8’

Flötenbass      4’

Bompart    16’

Trompet   8’

Claron     4’

Paucken   16’ (A und d0 )

 

Koppeln III/I, II/I, I/P

 

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