
Esaias Compenius 1610 (bei Praetorius irrtümlich 1612)
Erhaltungszustand: in allen wesentlichen Teilen im Originalzustand.
Die Orgel entstand vermutlich in Kooperation mit dem damaligen braunschweigischen Hofkapellmeister Michael Praetorius im Auftrag von Herzog Heinrich Julius für dessen Schloß Hessen bei Wolfenbüttel und gelangte 1616/17 als Geschenk an König Christian IV von Dänemark. Sie wurde von Esaias Compenius in Schloß Frederiksborg nördlich von Kopenhagen aufgestellt, eine erste Beschreibung veröffentlichte Michael Praetorius in seinem Syntagma Musicum II: De Organographia (Wolfenbüttel 1619, S. 189). Durch einen glücklichen Zufall entging das Instrument dem Schlossbrand von 1859.

Die Orgel besitzt ausschließlich Holzpfeifen, wobei die Prospektpfeifen
des Prinzipals 4’ aus Ebenholz hergestellt wurden, das an der Front mit
Elfenbein belegt ist. Diese seltene Besonderheit hat dieser Orgel von
jeher eine Aura des Außergewöhnlichen verliehen, die sie vor späteren
Modernisierungen bewahrt hat.
Die Zahl von je neun Registern in
den einzelnen Teilwerken bezeugt die Idealvorstellung von der
Ausgewogenheit der Teilwerke, die im ausgehenden 16. Jahrhundert in
Norddeutschland entwickelt wurde. Diese Konzeption bot für die
Interpretation von Orgelchorälen mit einer langsamen Choralmelodie im
Pedal die entsprechenden technischen und klanglichen Möglichkeiten.
Daher wurde auf die Besetzung des Pedals mit Melodiestimmen in Lagen von
4’ bis 1’ ebenso Wert gelegt wie auf die entsprechende Ausführung des
Basses manualiter im HW, das daher mindestens eine 16’-Stimme benötigte.